Samstag, 24. Januar 2015

Werders Winter-Basar: Geht es jetzt erst richtig los?

Bremen - Erst Levin Öztunali (18), nun Koen Casteels (22) – zwei Mal hat Werder auf dem Transfermarkt bisher zugeschlagen, den Mittelfeldmann von Bayer Leverkusen und den Torwart vom VfL Wolfsburg geholt. Gegangen sind – ebenfalls jeweils per Leihgeschäft – Nils Petersen (Freiburg), dann Eljero Elia (Southampton) und zuletzt Ludovic Obraniak (Rizespor). Fünf Deals – ist das viel, ist das wenig? Ist das genug?
Gefühlt bräuchten die Bremer noch mehr Neuzugänge, um im Abstiegskampf der Bundesliga bestehen zu können. Geschäftsführer Thomas Eichin hält bis Ende der Transferfrist am 2. Februar eine weitere Verstärkung für möglich. Was den Bremer Vorsprung im Winter-Basar-Ranking weiter vergrößern würde. Denn ein Vergleich zeigt: Werder hat – Stand heute – deutlich mehr getan als viele Konkurrenten. Von den Abstiegskandidaten ist Werder sogar am aktivsten auf dem Transfermarkt – gemeinsam mit dem SC Freiburg.
Das Schlusslicht hat – genau wie die Bremer – zwei Spieler geholt und drei abgegeben. Die anderen gefährdeten Teams, insgesamt sind es vor Beginn der Rückrunde am kommenden Wochenende neun (siehe Übersicht links), gehen bisher unterschiedlich mit ihrer sportlichen Malaise um. Nicht wenige vertrauen dem aktuellen Kader, haben noch keinen einzigen Winter-Neuzugang geholt (zum Beispiel Paderborn, Stuttgart und Köln). Auch Werders Nordrivale Hamburger SV hielt sich bisher total zurück – nach dem Millionenregen von Investor Klaus-Michael Kühne wird aber noch mit einer Attacke gerechnet. Vor allem auf Leverkusens Stürmer Josip Drmic, den der HSV unbedingt haben will. Borussia Dortmund hat seinen Top-Einkauf längst im Kader. Der deutsche Vizemeister ist der einzige Club, der überhaupt nicht im Tabellenkeller erwartet worden war – und hat als einziger mit einem fetten Transfer auf die Abstiegsangst reagiert. Kevin Kampl von RB Salzburg kostete zwölf Millionen Euro.
In solchen Dimensionen kann Werder schon lange nicht mehr denken. Immerhin: Geld für eine weitere Verstärkung ist offenbar vorhanden. Die sportliche Notwendigkeit auch – wenngleich Eichin sich der Linie seines Aufsichtsratvorsitzenden Marco Bode anpasst und keine „sportliche Notlage“ sieht. Gleichwohl wird „rund um die Uhr“ (Eichin) der Markt sondiert. „Wir überlegen, ob wir noch kurzfristig jemanden verpflichten. Das muss aber ein Spieler sein, der uns ab dem ersten Spiel weiterhilft“, erklärt der 48-Jährige: „Wenn wir den nicht finden, machen wir gar nichts.“
Dass die Fahndung nicht auf Offensivkräfte ausgerichtet ist, gilt als sicher. Priorität hat nach wie vor die Defensive – ein Innenverteidiger und/oder ein Sechser. Auf Werders Radar seien insgesamt „rund 50, 60 Spieler, die für uns infrage kommen könnten – sowohl für diesen Winter als auch für den Sommer“, erklärte Eichin in einer Kolumne auf „transfermarkt.de“. Gerade weil sich die meisten Bundesliga-Clubs bislang mit Transfers zurückgehalten haben, geht er davon aus, dass das Transferkarussell noch mal richtig Fahrt aufnimmt: „Ich glaube, dass sich in der letzten Woche vor dem Bundesligastart viel tut. Da werden einige Türen aufgehen. Viele der größeren Vereine entscheiden erst nach dem Trainingslager, ob sie den einen oder anderen Spieler noch abgeben.“
Verpflichtungen auf den letzten Drücker bergen aber Risiken: Wenn ein Spieler kurz vor Transferschluss kommt und sich erst mal an die neue Mannschaft und womöglich eine neue Liga gewöhnen muss, ist er oft nicht die erhoffte Soforthilfe. Diese Erfahrung hat Werder im vergangenen Winter mit Obraniak gemacht. Der polnische Nationalspieler (2014 am letzten Tag der Transferperiode für 1,8 Millionen Euro von Girondins Bordeaux gekauft) konnte die hohen Erwartungen überhaupt nicht erfüllen. Im Jahr davor hatten die Bremer den kroatischen Verteidiger Mateo Pavlovic geholt. Ebenfalls ein Flop. Deshalb gilt aktuell: „Es muss ein Spieler sein, der keine Anlaufzeit benötigt. Es muss sofort passen“, so Thomas Eichin. Sprich: Spanier, Italiener, Franzosen oder Südamerikaner ohne Bundesliga-Kenntnisse scheiden aus.

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